Delegato lädt ein zum Pilgern auf dem Franziskusweg bei Bensheim

Um dem Denken und Handeln des Franz von Assisi nachzuspüren, muss der Weg nicht unbedingt in die Toskana und nach Umbrien* führen. Die Mönche des Franziskanerklosters von Bensheim haben in der „hessischen Toskana“ zwischen Kirchberg, Fürstenlager und Schönberg im Jahre 2002 einen Pilgerweg angelegt, der über 10 Stationen zum Durchwandern des Sonnengesangs einlädt. Für seinen berühmten, berückenden Hymnus wurde Franziskus schon zu Lebzeiten im 12. Jahrhundert der Titel „Troubadour Gottes“ verliehen.
Am Samstag, 10. Oktober 2015, steigen wir um 09.00 Uhr in Seeheim als Fahrer oder Mitfahrer in die Autos und treffen gegen 09.30 Uhr in Bensheim im Franziskanerkloster ein. Links und rechts vom Altar stehen Skulpturen des heiligen Franziskus und seines Weggefährten Antonius. In der angrenzenden Klara-Kapelle stimmt uns Pater Manfred mit einem franziskanischen Impuls auf den Weg ein.
Von nun an folgen wir dem „T“-Symbol, dem TAU-Kreuz, das schon Franz von Assisi als Segenszeichen und Wegweiser verwendet hat. Am Denkmal für die Bensheimer Synagoge, die hier 1938 von den Nazis zerstört wurde, verbinden sich unsere Gedanken an den faschistischen Terror mit der franziskanischen Friedensbotschaft. Dann geht es steil die Kalkgasse hinauf, an Rebenreihen entlang in die Natur. Je höher wir steigen, desto weiter die Aussichten auf Bensheim und die Rheinebene. Schon bald werden die Verse des Sonnengesangs erneut überlagert von Erinnerung an die trübe Zeit: Das Mahnmal im Wald verweist auf die Ermordung von 12 Männern und Frauen durch die Gestapo-Schergen, nur 3 Tage vor der Befreiung durch die Amerikaner.
Durch schattigen Mischwald wandern wir Richtung Fürstenlager, das wir vom Panoramaweg aus im Tal liegen sehen. Auf fast einem Kilometer Strecke genießen wir den freien Rundumblick auf die grünen Hügel des Odenwaldes. Dann geht es auf einem Feldweg abwärts nach Schönberg, vorbei am alten Friedhof zum Endpunkt unseres Franziskusweges an der St. Elisabeth-Kirche. Das kleine Gotteshaus bildet mit dem schlanken, frei stehenden Glockenturm und dem mit dem Kirchenraum verbundenen Wohntrakt des Pfarrers ein eigentümliches Gebilde. In der kleinen Kirche lesen wir die letzten Zeilen des Sonnengesangs und hören das Friedensgebet des Poverello, bevor wir uns auf den Rückweg machen.
Eine knappe Stunde braucht es durch Feld und Wald bis hinauf zum Kirchberghäuschen, das wir am Mittag nach rund 11 km Pilgerweg erreichen. Wir stärken uns, vielleicht bei Weinschorle und Handkäs‘, lassen die Blicke schweifen, an der Bergstrasse entlang über Heppenheim und Starkenburg bis nach Heidelberg und über das Rheintal nach Mannheim und Ludwigshafen.
In weniger als eine Viertelstunde steigen wir ab nach Bensheim. Dort verabschieden wir uns in der Klosterkirche von Franziskus und fahren gegen 14.30 Uhr zurück nach Seeheim.

* Auf www.delegato-ev.de steht eine ausführliche Beschreibung der letztjährigen Delegato-Pilgertour auf dem “großen cammino di francesco” in Italien.