Pfingsten 2015

24.05.2015
Pfingsten – ein Funke genügt

Weltweit bereiten sich derzeit Christen auf das Pfingstfest vor. In der sogenannten Pfingstnovene (die neun Tagen zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten) wird um um die Gnadengabe des Heiligen Geistes gebetet, dessen Herabkommen in der Apostelgeschichte (Apg 2,1-11) als Pfingstwunder beschrieben wird. Durch Feuerzungen erfahren die Jüngerinnen und Jünger den heiligen Geist.

Unter dem Motto Wofür brennst du? wurde in der Gemeinde die Firmvorbereitung durchgeführt. In bester Erinnerung ist mir der Gottesdienst bei dem Firmwochenende zur biblischen Geschichte von Mose am brennenden Dornbusch. Gott offenbart sich dem Mose als „Ich bin der, ich bin da“. Und er offenbart sich im Dornbusch, der brennt und doch nicht verbrennt. – Und das hat alle buchstäblich „angemacht“. In dem Wort „Anmache“ steckt auch das Feuermotiv – und das hat etwas Ansteckendes. Menschen sind dann Feuer und Flamme, weil sie für etwas brennen. Anfeuern, Entflammen, Entzünden: Wenn ich für etwas brenne, dann bin ich davon ganz eingenommen. Ja, ich gebe sogar etwas von mir ab – denn Feuer hat etwas Verzehrendes. Brennen geht an die Substanz. Und doch kann es sich auch ins Gegenteil verkehren: Burn Out bleibt eine Gefahr für alle, die für etwas brennen – auch für junge Menschen.

In der Feier und am Feuer der Eucharistie werden wir immer wieder neu angefeuert! Das Feuer der Gottesgegenwart „macht an“, aber es raubt nicht die Substanz. Und so verhält es sich auch mit der Geschichte vom Pfingstwunder. Es ist ein Feuer der Stärkung. Es verzehrt nicht – nein, es feuert an. Feuerzungen entzünden den Glauben der Jüngerinnen und Jünger. So hat der Heilige Geist sie im wahrsten Sinne des Wortes „angemacht“. Der Funke des Glaubens ist übergesprungen. Und zugleich hat er die Substanz nicht aufgebraucht – vielmehr hat er Substanz geschaffen. Der göttliche Funke springt über und lässt die Kirche Jesu Christi entstehen. Pfingsten bedeutet: Das Lauf-Feuer des christlichen Glaubens konnte gestartet werden. Es brennt bis heute. Und Menschen, die die Glut freilegen wollen, damit der Funke neu überspringt – die brauchen wir. Menschen wie Johannes XXIII., der 1963 an einem Pfingstmontag starb und Papst Franziskus, der es ähnlich versteht, mit seinen Gesten und seiner Bescheidenheit ein neues Feuer des Glaubens zu entzünden.

Das hat Substanz – von Burn Out kann mit Blick auf diese Gläubigen keine Rede sein. Das ist eine Kirche, die Menschen „anmacht“ oder vielmehr „anspricht“.

Wenn und damit das geschieht, dürfen wir einstimmen in den zentralen Ruf der Tage vor Pfingsten: Komm Heiliger Geist, entzünde in uns das Feuer deiner Liebe!

 

Eine gesegnete Pfingstnovene wünscht

Markus Schmidt