Am Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit. Sie erinnert an die 40 Tage, die Jesus in der Wüste zugebracht hat. Jesus suchte diesen lebensfeindlichen Ort auf, der den Menschen auf sich selbst zurückwirft. Gnadenlose Hitze am Tag, frostige Nächte, Hunger, Durst, Einsamkeit und die Orientierung behalten. Es ist aber auch ein Ort der großen Erfahrungen. In der Wüste lenkt nichts vom Wesentlichen ab. Sie öffnet den Menschen für das, was jenseits des Materiellen und des Alltäglichen liegt. Wer schon auf dem Jakobsweg war, hat sicher Sonne, Hitze, Kälte und Trockenheit erlebt, sich mitunter verlaufen oder verfahren. Dann muss man sich neu orientieren. Diese Herausforderungen stehen metaphorisch für Wüstenzeiten des Alltags.
Es gilt also nicht nur eine wüstenartige Ebene zu durchqueren, sondern man muss auch so manche innere Wüstenzeit durchleben. So kann die Einsamkeit unterwegs eine harte Prüfung sein aber auch eine Gnade. Eine Prüfung, weil vielleicht so manche schmerzliche, unbewältigte Erinnerung aus der Kindheit, Jugendzeit usw……erwacht. Die Einsamkeit zwingt dazu, sich der Wirklichkeit zu stellen, es gibt kein Entkommen. Sie bietet aber auch die Chance, in Demut und Geduld früher erlittene Verletzungen oder Kränkungen aufzuarbeiten. Wüstenzeiten bergen die Chance der Wandlung, sind Symbol seelischer Dürre, Einsamkeit und Suche nach Orientierung.
Die Einsamkeit während des Pilgerns bietet Gelegenheit zum vertieften Nachdenken auch und gerade im Austausch mit Mitpilgern. Warum jemand auf den Weg geht, ist oft im Geheimen verborgen vielfach sogar für den Betroffenen selber. Die Antwort oder Antworten auf diese Frage lässt sich nicht selten erst im Verlaufe des Weges erhellen oder gar finden. Das ist die Gelegenheit, etwas Klarheit zu gewinnen über die eigene Motivation. Die Gründe für den Aufbruch sind oft andere als die, die uns bewegen, bis zum Ziel weiterzugehen. Darüber mit anderen reden klärt so manches und bereichert ungemein. Erlebtes bekommt auf einmal Sinn, so manches Ereignis erscheint in neuem Licht. Das kann dazu führen, einen neuen Aufbruch im Leben zu wagen. So wie am Ende der Ebene von Zamora grüne Felder auftauchten, so kann sich die innere Dürre in einen blühenden Garten verwandeln. Der neue Blick auf das eigene Ich verändert auch den Blick auf den Mitmenschen. Pilgern verändert uns positiv, weil es in besonderem Maße sensibel macht für alles, was wir unterwegs erleben, Natur, Kultur und den Mitmenschen, geschaffen nach Gottes Ebenbild. In Psalm 62 heißt es:
Bei Gott allein wird ruhig meine Seele, von ihm kommt mir Rettung.
Er allein ist mein Fels und meine Rettung, meine Burg, ich werde niemals wanken.
(Foto G. Waigand)
Text: G. Waigand