Ferienzeit – 2015

12.07.2015

Wohin geht die Reise?

Der Urlaub ist für viele Menschen die schönste Zeit des Jahres. Schon Früh im Jahr überlegt und plant man für die Ferien und den Urlaub. In den sechs Wochen der Sommerferien, wenn die Schulen geschlossen und Betriebsferien sind, in den Büros und Behörden weniger Hektik ist, stehen Reisen zu nahen oder auch ganz fernen Zielen auf dem Plan. Die Menschen brauchen Erholung, denn gerade die Zeit vor dem Urlaub ist besonders belastend. Erfahrungsgemäß dauert es mindestens eine Woche, bis man in die richtige “Urlaubsstimmung” kommt, denn die Überstunden am Arbeitsplatz, die vielen Klassenarbeiten vor den Zeugnissen und die zeitaufwändigen Urlaubsvorbereitungen müssen erst einmal verarbeitet werden. Manches ist zu organisieren: die Haustiere, die Blumen und der Garten müssen weiterhin versorgt werden. Das kann mitunter in Stress ausarten. Endlich am Urlaubsort angekommen, gilt es sich zu orientieren und an das Klima zu gewöhnen. Erst wenn das Hotel oder die Ferienwohnung bezogen, der Strand, der Rundwander- und Fahrradweg erkundet ist, dann setzt so langsam eine wohltuende Ruhe ein. Dann ist Zeit für das neue Buch, das man schon lange lesen wollte. Urlaubszeit ist vertiefte Zeit. Zeit für sich selbst und Zeit für die Familie, für Freunde, für die Menschen, mit denen man zusammenlebt. Dabei kommen einem oft viele Fragen, die lange, vielleicht schon zu lange auf eine Antwort warten. Mitunter brechen auch Konflikte auf, die im Alltag unterdrückt werden konnten. Im Urlaub dann treten sie meist plötzlich ohne jede Voranmeldung zu Tage und suchen nach Lösungen. Darum sollte sich im Urlaub, in den freien Zeiten nicht zu viel vorgenommen werden. Nicht die ganze zeit verplanen! Vielmehr gilt es, sich zu öffnen: für Landschaften, Orte und die Menschen, dabei die fremden Gewohnheiten und Traditionen als Bereicherung zu empfinden. Nur so können die schönsten Wochen des Jahres in den Alltag einfließen. Nur wer sich von Neuen überraschen lassen kann, begibt sich damit auch auf eine innere Reise! Eine Reise, die eine Gelassenheit freisetzt und den Blick für die Schönheit und den Reichtum des Lebens öffnet.

Hier spätestens stellt sich die Frage, wohin geht meine persönliche Lebensreise, welches Ziel bzw. welche Ziele verfolge ich? Habe ich überhaupt noch ein Ziel vor Augen? Der Mensch braucht ein Ziel, damit er sich in Bewegung setzt und damit er ankommt. Wer kein Ziel hat, der kommt nie an. Nicht der Weg ist das Ziel, sondern das Ziel bestimmt den Weg. Gerade in diesen Wochen darf ich meinen letzt jährigen Pilgerweg von Deutschland über Frankreich nach Santiago de Compostella nochmals durchleben, bei dem ich durch das Psalmwort geführt wurde: „Gott, du mein Gott dich suche ich, meine Seele dürstet nach dir.“ (Ps 63) So kommen mir Tag für Tag Orte, Menschen und Begegnungen in den Sinn, die mich in meiner Überzeugung bestärkt haben, dass allein der christliche Glaube ein klares Ziel vorgibt: Die Gemeinschaft mit Gott in der Gemeinschaft der Menschen. Wir Christen sind mit der Taufe eingeladen, mit Jesus Christus auf den Weg zu diesem Ziel zu bleiben. Denn Jesus ist es, der uns auf dem Weg begleitet und durchträgt zum Ziel. Im Vertrauen darauf, dass wer mit Jesus Christus auf dem Weg ist und bleibt, das Zeil erreichen wird, habe ich diesen Pilgerweg durchgestanden und bin dankbar dafür.

Und wohin geht Ihre nächste Reise?

Markus Schmidt, Pfarrer