Magdalena, Apostelin der Apostel : Zuspruch zum Februar 2019

Die der Heiligen Magdalena geweihte Basilika in Vézelay (1120 – 1210) gilt als künstlerisches Kleinod des 12. Jahrhunderts. Ihre Architektur lässt erkennen, dass sie schon immer eine Pilgerkirche war: der Narthex (Vorhalle), das Langhaus und der Chorumgang legen davon Zeugnis ab. Die 150 Kapitelle sowie die sehr gut erhaltenen drei Tympana (Bogenfelder über den Portalen) zeugen von einem außergewöhnlichen Skulpturenreichtum, der von jeher Besucher und Pilger in ihren Bann zogen. Das Gebäude gehört seit 1979 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Kein Pilger wird es versäumen, in die Krypta hinabzusteigen, wo man die Reliquien der Heiligen Magdalena verehrt. Mit Jerusalem, Rom und Santiago de Compostela gehört Vézelay zu den bedeutendsten Pilgerorten der Christenheit.

Seit Mitte des 11. Jahrhunderts pilgerte man nach Vézelay, da sich damals überall die Kunde von den Wundern der Heiligen Magdalena verbreitete. In der Bulle von 1050 stellte infolgedessen Papst Leo IX. die Abteikirche unter den Schutz der Heiligen.

Wer war die Heilige Magdalena?

Sie wird leicht mit der Sünderin verwechselt, die Jesus die Füße gesalbt hat (Lk 7,36-50).  Maria Magdalena gehörte zu den Frauen, die Christus nachfolgten. Diese Frauen folgten ihrem Herrn nach Jerusalem und waren bei der Kreuzigung zugegen. Sie begegnet uns in der Bibel insbesondere beim Gang der Frauen zum Grab, wurde so zur ersten Zeugin der Auferstehung und trug den Jüngern die Auferstehungsbotschaft zu.

Gregor der Große sieht in ihr eine herausragende Person der Kirche, man verleiht ihr den Titel „Apostelin der Apostel“ und verewigte sie sie in der Allerheiligenlitanei.

Warum erfreute sie sich besonderer Verehrung seit dem Mittelalter?

Abt Gottfried (1037 – 1052), von Cluny als Vorsteher des Klosters zu Vézelay eingesetzt, entfachte besonderen religiösen Eifer für die Verehrung der Heiligen: „Ebenso wie Christus die Heilige Magdalena von ihren Sünden befreit hat, so möge er auch durch sein Wirken alle diejenigen befreien, die in Ketten liegen“ heißt es bei ihm. Schnell verbreitete sich die Kunde, an Magdalenas Grab in Vézelay sei es zu wundersamen Befreiungen gekommen. In Rom verkündete Papst Stefan IX. am 6. März 1058 die offizielle Anerkennung der Reliquien in Vézelay. Fortan strömten die Pilger in Massen nach Vézelay.

Die heilige Maria Magdalena erhält 2016 eine Aufwertung im liturgischen Kalender der Kirche. Ihr Gedenktag am 22. Juli hat zukünftig den Rang eines Festes, wie aus einem Schreibender vatikanischen Gottesdienstkongregation hervorgeht. Bislang wurde sie im Rang eines sogenannten “gebotenen Gedenktags” geführt. Mit der Aufwertung auf ein “Fest” wird die “Apostelin der Apostel” liturgisch den Aposteln gleichgestellt.

Auf Grund ihrer großen Bekanntheit gibt es viele Orte, an denen Magdalene verehrt wird, darunter auch in Saint-Maximin-la-Sainte-Baume in der Provence. Die in Vézelay verehrten Reliquien Magdalenas haben diesen Ort ohne Zweifel berühmt gemacht. Noch heute pilgert man regelmäßig nach Vézelay, das auch bedeutender Ausgangspunkt der Jakobspilger ist.

Diese Tradition ist es, die Vézelay zu einem der vier Ausgangspunkte der Jakobuspilger nach Santiago gemacht hat. Hier am Fuße des Hügels von Vézelay lebte 1140 der Kleriker Aimery Picaud (1. Hälfte 12. Jahrhundert), den man als Autor des «liber Sancti Jacobi» (Teil des «Codex Calixtinus») bezeichnet. Dieses Buch beschreibt als erster schriftlicher Führer für Jakobspilger die Heiligtümer, die an den Wegen von Frankreich nach Santiago de Compostela liegen. Dieses Werk ist noch heute die Basis aller Pilgerführer Frankreichs.

 

© G. Waigand