22.02.2015:
Büßen
“Das wirst du mir büßen!” Mit diesem Satz gehen zwei Rivalen auseinander. Das Wort “büßen” hat in unserer Alltagssprache einen festen Platz, wenn jemand etwas abbüßen oder wenn jemand ein Bußgeld bezahlen muss! Es wird damit zum Ausdruck gebracht, dass einer für ein Vergehen oder Verbrechen bestraft wird; Strafen werden abgebüßt. So wurde auch in der Kirche lange die “Buße” verstanden. Wer zur Beichte ging und die Lossprechung empfangen hatte, musste anschließend noch ein Bußwerk leisten, also Buße tun; das war in etwa der Preis der Vergebung. In der Vergangenheit waren die auferlegten Bußwerke oft kaum zu leisten; manche Leute mussten sogar eine Bußwallfahrt nach Santiago de Compostella zum Grab des Heiligen Jakobus unternehmen.
Wir haben heute ein Buß-Verständnis, das sich wieder mehr an Jesus und seiner Botschaft orientiert, so wie es uns die Evangelien erzählen: Jesus verkündet: “Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium.” (Mk 1,15) Jesus droht also in seiner Bußpredigt nicht Untergang oder Strafe an, sondern lädt die Menschen in das nahegekommene Gottesreich ein; die Hoffnung der Menschen auf Gemeinschaft mit Gott wird erfüllt, in Jesus ist das Reich Gottes da: ein Anlass zur Freude. Das biblische Wort für “Buße” heißt “Metanoia”, richtig übersetzt: Umkehr! Also nicht “Strafe” oder “Bußleistung”, sondern Umkehr von einem Leben außerhalb der Liebe Gottes zum Leben mit Gott, einem menschenfreundlichen Gott. Wer sich Gott anvertraut, wird ein neuer Mensch. In der Umkehr, in der “Buße”, erfüllen sich die menschlichen Sehnsüchte nach einem gelungenen Leben.
Buße ist also der Weg der Umkehr, so wie es in der Geschichte vom barmherzigen Vater in der Bibel illustriert ist: Der Weg der Umkehr ist ein Weg in die Arme eines guten Vaters; es sind keine Bußübungen in Sack und Asche zu leisten, sondern es beginnt ein neues Leben in den Armen des Vater, der in seinem Herzen schon lange unterwegs zu seinem Sohn war, und das ist nun der Anlass zu einem erlösenden Fest. Umkehr ist etwas Faszinierendes. Das Bußsakrament wird heute als “Sakrament der Umkehr” oder “Sakrament der Versöhnung” bezeichnet.
Vielleicht fände das Versöhnungssakrament wieder eine ganz neue Dimension der Zustimmung, wenn so wie in der Geschichte vom Sohn und vom Vater ein richtiges Fest der Versöhnten folgen würde, Versöhnung als Grund eines gemeinsamen Festes! Da verliert dann das Wort “Buße” seinen dunklen Klang und wird wieder das, was Jesus damit gemeint hat.
40 Tage der österlichen Bußzeit liegen vor uns, eine segensreiche Zeit der Vorbereitung auf das Fest aller Feste: OSTERN!
Pfarrer Markus Schmidt