Gedanken zum Advent 2017

Der Stern weist den Weg

In der Wahrnehmung vieler Menschen scheint unsere Welt mehr und mehr aus dem Lot zu geraten. Stichworte wie Terror, Flüchtlingskrise, Umweltkrise, Skandale der Autoindustrie oder die Auseinandersetzungen während des Hamburger G20-Gipfels erwecken den Eindruck, dass die Weltordnung immer mehr einer globalen Unordnung weicht. Dies ist umso erstaunlicher da die heutige Welt infolge der Globalisierung viel reicher ist, als es frühere Welten je waren. So lautet die Diagnose Pankaj Mishras in seinem Buch „Das Zeitalter des Zorns“. Scheinbar mangelt es an Orientierung und Perspektiven, wie diese Welt ausgestaltet werden kann. Wer oder was weist uns den Weg?

Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir gehet auf der HERR – wie ein Stern – und seine HERRLIchkeit erscheinet über dir. (Isaias 60,2).

Ein Zeichen der Hoffnung, des Lichtes, das den Weg weist, sind z.B. der Stern am Portal der Kirche San Román in Cirauqui. Er vermag eigentlich nichts auszurichten – aber er  wendet sich gegen die Mächte der Finsternis, die Achse des Bösen.

Aber das ist nicht alles. Es geht um die Hinwendung zum Göttlichen. Es wird nicht der Himmel auf Erden werden. Aber der Stern gilt als Zeichen der Transzendenz, als Bringer des Lichtes, als Leit- und Markierungsstern auf dem Weg. Der Stern ist im Neuen Testament Wegweiser und Zeichen der Ankunft göttlichen Lebens. So folgten schon die  Weisen aus dem Morgenland dem Stern, um das Licht der Welt zu sehen. In dieser Überlieferung spiegelt sich gerade in der Adventszeit eine tiefe Sehnsucht des Menschen nach mehr Menschlichkeit und Gottnesnähe.

In unserem Leben wird es licht, nicht wo wir es licht machen, sondern wo wo wir es licht werden lassen. Diese Erfahrung kann jeder Pilger machen, der mit wachen und offenen Augen seinen Weg geht. Sterne als Symbol des Weges  und als Zeichen der Orientierung finden wir an vielen Orten, z.B. auf Wegkreuzen, an und in Kirchen, an Pilgerherbergen oder auf Wegweisern. Nicht ohne Grund wird der Jakobsweg auch als Sternenweg bezeichnet. Sogar andere Pilger können  für ihre Mitpilger zum Stern werden, lassen so manche Probleme und Fragen in neuem Licht erscheinen. So wird der Stern für den Pilger zu einem ständigen Begleiter und Wegweiser. Man muss dafür nur offen sein.

G. Waigand