Zuspruch zum Advent 2018

Foto: G. Waigand

Kirche Notre-Dame in Germigny-l’Exempt (Frankreich, Cher)

 

Diese sehr seltene Darstellung im Tympanon zeigt die Jungfrau mit dem Kinde. Sie sitzt gekrönt auf einem Thron von einem Heiligenschein umgeben. Sie wird eingerahmt links durch die Weisen aus dem Morgenland, die dem neuen König die Ehre erweisen – die rechte Hälfte zeigt die Verkündigungsszene.

 

Gem. Matthäusevangelium machten sich die „Weisen aus dem Morgenland“ auf den Weg ‚den neugeborenen König der Juden suchen, weil sie seinen Stern im Aufgang gesehen haben’ – sie machten sich auf Pilgerschaft in die Fremde.

Das Matthäusevangelium stellt diese Pilgerreise dar: „Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen (Math 2,9)

Sternenweg ist ein Synonym für den Pilgerweg nach Santiago de Compostela. Vielfach sah man in der Bezeichnung „Compostela“ folgerichtig ein Sternenfeld (Campus-Stella). Das ist zwar nur eine Volksthymologie, passt aber sehr gut zu Weihnachten mit seiner Hirtenschar, die, den Sternen folgend zur Krippe gehen.

Auf einem Dachrelief des Aachener Karlsschreins von 1215 wird dargestellt, wie Jakobus Karl dem Großen im Traum den Sternenweg zeigt. Nach alten Überlieferungen stellen die Sterne auch den Weg der Seeelen dar. Ihr Licht weist den Weg zum Paradies.

 

Josef Gabriel Rheinberger (1893-1901) schildert das so:

O König du im armen Stall,
wir fallen auf’s Antlitz vor dir,
der Engel jubelnden Widerhall,
im Herzen hören ihn wir.

Nimm hin den Weihrauch, Myrrh’n und Gold,
nimm hin des Morgenlandes Gut.’
Wir stehen , o König in deinem Sold,
wir leben in deiner Hut.

Im Weihrauch steig’ das Gebet empor
Zu deinem Angesicht,
tu’ auf deiner Gnade weites Tor,
verschmähe die Bittenden nicht!

Die Myrrhe deutet die Bitterkeit,
dass du zu leiden kamst;
doch auch, dass du die Schmerzen geweiht,
von ihnen den Stachel nahmst.

Wie lautres Gold sei unsre Lieb’,
so unverfälscht und rein.
Was uns an Hab’ und Schätzen blieb,
all dies, o König, sei dein.