Jesus pilgert mit den Emmausjüngern
Der Meister des Reliefs von Silos greift auf die biblische Weggeschichte zurück. Zwei Jünger aus dem weiteren Umfeld Jesu verlassen Jerusalem enttäuscht und traurig „mit Blindheit geschlagen“. Sie sind unterwegs nach Emmaus und begegnen dem auferstandenen Jesus, erkennen ihn aber nicht.
Er begleitet sie, nimmt Anteil an ihrer Enttäuschung und eröffnet ihnen schließlich den Zugang zum Verständnis ihrer eigenen Situation. Sie laden ihn zum Bleiben ein und im Zeichen des Brotbrechens gehen ihnen die Augen auf. In der Begegnung und auf dem Weg mit ihm schöpfen sie neuen Mut, ihr Leben hat wieder eine Perspektive.
Der Künstler greift im Relief das Thema Weg auf und verbindet es mit dem Pilgern auf dem Jakobsweg. Die Jünger verändern sich während des Weges mit Jesus, ihre Augen öffnen sich für einen Neubeginn.
Die Botschaft „Auferstehung“ vollzieht sich auf den Straßen des Lebens, auf dem Pilgerweg. Die Jünger verändern sich innerlich auf ihren Begleiter hin. Während der Jünger links eher noch eine gewisse Zurückhaltung und Unsicherheit auszudrücken scheint, orientiert sich sein Nachbar schon am vorausgehenden Begleiter. Letztlich finden aber beide den Weg von der Enttäuschung hin zum wachsenden Vertrauen.
Muschel, Tasche und Stab zeigen Jesus als den pilgernden Wegbegleiter, der den Weg weist und alle einlädt mitzugehen. Wer mitgeht, dem gehen die Augen auf, dessen Herz brennt ganz wie bei den beiden Emmausjüngern.
Ambrosius von Mailand (340 – 397) schreibt dazu in seinem Lukaskommentar:
„Es ist das Feuer des Herrn, von dem gesprochen ward: „Feuer wird vor ihm brennen‟…… Deshalb, weil der Tag dieses Lebens Nacht ist, ist eine Lampe notwendig. Dieses Feuer wurde, wie auch die Emmausjünger und Kleophas bezeugen, vom Herrn in ihr Inneres gesendet: „War nicht‟, fragen sie, „unser Herz brennend auf dem Wege, da er uns die Schrift aufschloß?‟
G.Waigand
Foto: Silos-Emaus Wikipedia