„Um nicht auf der Strecke zu bleiben, muss man gelegentlich vom Weg abkommen.“
Ein Wortspiel, das ich euch für diesen Sommer mit auf den Weg geben möchte, wo immer ihr auch unterwegs seid.
Es ist schön, dass der Jakobsweg inzwischen an vielen Stellen so gut ausgeschildert ist, sodass das Pilgern sogar ohne Karte oder Wegbeschreibung möglich ist. Aber was passiert, wenn ich an einer Stelle die Abbiegung verpasse, weil ich in Gedanken bin? Das Zeichen der Muschel nicht finde, weil es jemand vor mir abgekratzt hat? Mir die Orientierung verloren geht, weil die Dämmerung hereinbricht? Es kostet mich wertvolle Zeit, wenn ich den Weg zurückgehen muss. Ich ärgere mich, dass ich nicht besser vorbereitet bin und mein Handy dabei habe. Und ich bin enttäuscht, dass ich meine geplante Tagesetappe nicht abschließen kann. Und doch sind es genau diese Momente, die mir im Gedächtnis bleiben, von denen ich hinterher erzähle, die meinen Erfahrungsschatz bereichern. Vielleicht geht es euch auch so.
„Um nicht auf der Strecke zu bleiben, muss man gelegentlich vom Weg abkommen.“
Ab und an ausscheren
ausgetretenen Pfaden entfliehen
eine andere Perspektive einnehmen
ist nicht leicht
bisweilen gefährlich
und kann doch verdammt gut tun.
Ab und an planlos sein
stolpern
neue Fehler machen
statt die alten zu wiederholen
Umwege in Kauf nehmen
gehört dazu.
Ab und an das Suchen versuchen
auf anderen Wegen wandeln
um Verwandlung zu erfahren.
Ziele neu ausrichten oder entdecken.
Mutig sein und vielleicht
eine neue Spur legen.
Und irgendwann wieder einscheren.
Auf welchen Weg?
Ich wünsche euch einen guten Sommer auf bekannten und unbekannten Wegen.
Barbara Kieninger
Vorstandsmitglied der hessischen Jakobusgesellschaft