Weg und Wandlung
Die wachsende bis aggressive Unzufriedenheit zahlreicher Zeitgenossen ist keine Erfindung weltfremder Kirchenleute. Die sozialen und kulturellen Integrationspotentiale der globalisierten Welt scheinen ebenso aufgezehrt zu sein wie alltägliche Traditionen und religiöse Bindungen als haltende Mächte.
Der Jakobsweg kann in dieser aufgeladenen Atmoshäre durchaus zukunftsweisende Orientierung bieten: „Way for future“
Er ist für viele, die am Anfang stehen, zunächst eine Wanderroute. Doch ganz allmählich vollzieht sich während des Gehens ein Wandel. Manche brechen als Wanderer auf und kommen als Pilger nach Hause. Diesen Wandel beschreibt der Autor des Codex Calixtinus (XII. Jahrh.) ausführlich: Pilgern hat etwas mit Umkehr zu tun.
Vom spanischen Dichter Antonio Machado gibt es einen poetischen Text, der etwas von diesen Gedanken widergibt:
Caminante,
son tus huellas el camino,
y nada más;
caminante,
no hay camino,
se hace camino al andar.
Al andar se hace camino,
y al volver la vista atrás se ve la senda
que nunca se ha de volver a pisar.
Caminante,
no hay camino,
sino estelas en la mar.
(Antonio Machado, Poesías completas. Espasa-Calpe S.A., Madrid (12) 1969.)
Übersetzung
Wanderer,
es sind deine Spuren,
der Weg, und nichts weiter.
Wanderer, es gibt keinen Weg;
man erschafft den Weg im Gehen.
Im Gehen erschafft man den Weg,
und wenn man den Blick zurückwendet,
sieht man den Pfad,
den man nie wieder zu gehen haben wird.
Wanderer,
es gibt keinen Weg –
nur Kielspuren eines Schiffes im Meer.
(Übersetzung von Barbara Haab, in: Weg und Wandlung. Zur Spiritualität heutiger Jakobspilger und -pilgerinnen. Universitätsverlag Freiburg Schweiz. S.236)
Foto: G. Waigand:
(Jakobsweg in Bénévent l’Abbaye, Via Lemovicensis)