Schnupperpilgern 1 – Frankfurt-Höchst 10. Mai 2014

‘Jakobus-Hessen’ hatte gerufen und über 120 Pilger(innen) allen Alters machten sich auf den ersten Weg im Südwesten von Frankfurt. Die Pilger-Wallfahrt hatte verschiedene Stationen in den Kirchen entlang des Wegs.

 

“Schnupperpilgern von St. Leonhard nach St. Justinus”

St. Leonhard:
Die Kirche (1219 errichtet, später gotisch umgebaut) ist schon seit dem Mittelalter mit der Pilgerschaft nach Santiago de Compostela verbunden. Davon zeugt das romanische Portal im Inneren mit dem Hl. Jakobus und dafür spricht die Übergabe der Reliquie des Hl. Leonhard aus seiner Grabeskirche in St-Léonhard-de-Noblat am französischen Jakobsweg.
Leider ist St. Leonhard in einer umfangreichen Restaurierungsphase, sodass der erste Tagesimpuls nicht im Kirchengebäude stattfinden konnte. So werden einige organisatoriche Worte seitens der Veranstalter: Dr. Hans Prömper, Vertreter des Vorsitzs Hessische St. Jakobusgesellschaft i.G. draußen gehalten. Hier wurde, im Innenhof des Lebenshauses St. Leonhard, (Alte Mainzer Gasse 10) wurde die Staffelübergabe in Form eines geschmückten Kreuzes gemacht.

Stadtdekan Dr. Johannes zu Eltz erteilte uns den Pilgersegen. Nach dem Pilgersegen machten sich die ca. 120 Personen als Pilgerschar über die Nikolaikirche auf zum Dom. Da hier ein Gottesdienst um diese Zeit stattfand, versammelten wir uns alle im ‘Haus am Dom’, wo Dr. Hans Prömper uns einiges über den Dom St. Bartholomäus erzählte.

Der Kaiserdom St. Bartholomäus:
Der Vorgängerbau ist aus dem 7. Jh., der heutige Bau ist aus der Zeit vom 1250-1514, der Turm aus 1877. Ab 1356 ist die Kirche Wahl- und ab 1572 Krönungskirche der deutschen Könige und Kaiser des Hl. Römischen Reiches deutscher Nationen. Die wertvollste Reliquie des Frankfurter Doms ist die Schädeldecke des Apostels Bartholomäus,
der seit 1239 Patron der Kirche ist. Die Reliquie befindet sich heute in einem Schrein (einem Sakramentshaus) an der Ostwand des Südquerhauses im Dom und wird dort an hohen Feiertagen und am Bartholomäusfest (24. August) gezeigt.

Im Haus am Dom erhalten wir einen Pilgerstempel in unseren ‘Credencial de Peregrinos’ und wer ihn nicht dabei hat, lässt sich in eine Broschüre stempeln. Ein schöner Stempel übrigens. Er zeigt in seiner runden Form die Kirche St. Leonhard und den Dom. Gekrönt von der Jakobsmuschel als Symbol eines jeden Pilgers. Diese drei Symbole sind umrandet mit dem Schriftzug: Jakobsweg Frankfurt – Dom St. Bartholomäus – St. Leonhard. Die Stempelfarbe ist rot und somit hebt sich dieser Stempel von den meisten anderen ab.

In Prozession mit dem Kreuz vorne weg aber ohne Gesang gehen wir vom Haus am Dom über die Alte Brücke über den Main zum Deutschorden (Brückenstr.3 in Sachsenhausen).

Deutschorden:

Wir werden von Pfr. Jörg Weinbach OT, herzlich begrüsst. Seit 1190 Spital und Spitalskirche am Mainübergang (Brücke). Gotische Kirche aus 1307. Seinen barocken Vorbau erhielt sie 1709-1715. Die Kommende des Deutschen Ordens in Frankfurt beherbergt seit 1990 das Ikonenmusum. Der Impuls im Deutschorden übernimmt Pfarrer Markus Schmidt aus Hochheim am Main. Ein begeisteter Pilger der vor seinem Amtsantritt in Hochheim drei Monate von Wetzlar nach Santiago gepilgert ist. Am Beispiel seines Pilgerstabs baute er den einprägsamen Impuls auf.

Unser Pilgerzug geht nun weiter entlang den Mains vorbei an der neugotischen ev. Dreikönigskirche (1875-80) und dem Museumsufer nach Niederrad.

In der Kichengemeinde Mutter vom Guten Rat werden wir von Pfr. Werner Portugall erwartet. Mit leichtverständlichen Worten beschreibt er, wie dieser Neubau der Kirche kurz vor der Machtübernahme des Naziregimes fertiggestellt und geweiht wurde.
Der Impuls zur Mittagszeit drehte sich um die ‘Weinberg-Kapelle’. Zu den Besonderheiten die mich am meisten beeindruckten, war das große Fresko vom Künstler Hubert Distler, das sich hinter dem Altar über die gesamte Fläche erstreckt. Aber auch ein Seitenaltar mit dem Konterfei des Hl. Jakobus.

Im Gemeindesaal überrascht uns ein Mittagssnack mit Kaffee, Wasser, Saft und Santiago-Torte. Eine gute Möglichkeit mit anderen Pilgern ins Gespräch zu kommen. Für die Bewirtung ein Dankeschön an M. Nicol, K. Ronji und Team. Schön und lecker war es.

Der Aufbruch nach Schwanheim ging in alter Pilgermanier weiter. Es hat nähmlich angefangen zu regnen und viele bunt gekleidete machten sich mit Regenschirmen weiter auf dem Weg entlang des Mains nach Schwanheim.

Auf halber Strecke dorthin überraschte uns eine Delegation aus St. Johannes/Goldstein mit einer kleiner Stärkung in Form eines Schokoriegels mit einem Aufkleber zur heutigen Wallfahrt.

In Schwanheim, Alt-St.Mauritius im Josefshaus,

wurden wir in der sehr kleinen Kapelle von Winfried Heuser empfangen. Er erzählte die Geschichte der Ansiedlung von ‘Saunheim’ wie es dann zu Schwanheim wurde. Das die Kirche zusammen mit den max. 15 Familien in einem kleinen Dorf gebaut wurde. Diese Dorfgemeinschaft baute einen Wall um das Dorf herum, um sich zu schützen. Als dann mit der Industrialisierung das Dorf wuchs, musste die Kirche außerhalb der ‘Dorfmauern’ errichtet werden. So wie in jeder kleinen ‘Herberge’ findet man einen Platz, auch wenn es sitzend auf dem Boden ist. Eine wunderschöne ‘Albergue’ Atmosphäre, so wie vielerorts auf dem Camino zu treffen sind. Niemand wird abgewiesen, es findet sich immer ein Platz.

Über die Schwanheimer Brücke gelangten wir auf die rechte Mainseite nach Höchst. Pünktlich zur angegebenen Uhrzeit um 17:00h erreichten wir durch das Maintor, Zollhaus, Schloßplatz und Justinusplatz.

Die Justinuskirche.

Dort empfing uns Pfr. Martin Sauer mit dem Abschlussimpuls des Tages. Nach dem Vater Unser und einem Segensgebet (siehe unten) übergab er das Wort an die Mitglieder der Justinus Stiftergemeinschaft, die vieles über den Kirchenbau, deren Geschichte und Anekdoten erzählte. Stundenlang hätten wir zuhören können.

Die Justinuskirche wird nur so genannt, ihr Patronatsname ist St. Margarethe. Die 830 bis 850 erbaute karolingische Kirche mir ihrer unverkennbaren Kulisse hoch über dem Main ist das älteste Bauwerk Frankfurts und eine der frühesten erhaltenen Gotteshäuser Deutschlands. Von 1441 bis zur Auflösung ihres Klosters 1803, beherbergte sie Kirche, Hospital und Schule des Antoniterordens, die sich um am “Antoniusfeuer” (Ergotismus) erkrankte Menschen kümmerte (Verzehr von pilzbefallenem Getreide).

Müde von der Wallfahrt ergriff Dr. Hans Prömper das Wort, um uns den Impuls zum Tagesende zu geben.

Auf dem ca. 15km langen Weg, teilweise bei leichtem Regen, kamen die Pilger ins Gespräch. Wir erfuhren vieles, neues und spannendes. Die Organisation war sehr gut und macht Spaß auf mehr. Auf mehr Wallfahrten, aber auf mehr ‘Camino’.

 

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Veranstalter/Informationen/Mitgliedschaft:
Hessische St. Jakobusgesellschaft i.G.
c/o Kath. Erwachsenenbildung Frankfurt, Domplatz 3, 60311 Frankfurt.
email: jakobus-hessen@gmx.de
ViSdP: Dr. Hans Prömper. KEB Frankfurt

erweiterter Text: Juan A: Andres
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(c) Bilder 2014, K.H. Kohn und Juan A. Andrés

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Segensgebet auf dem Jakobsweg. (gebetet in St. Justinus)

Gott, wir danke dir,
das du uns hier zusammengeführt hast.
Lass uns erkennen, was wir sind,
lass uns tun, was du uns sagst.Gott, du weißt, was nötig ist.
Ein Wort, das mehr ist, als nur ein Wort.
Ein Trost, der hineingreift in unser Leben.
Eine Hand, die uns begleitet.
Ein Mantel, der unsere Schuld zudeckt.
Eine Bleibe, in der sich wohnen lässt.
Due weißt besser als wir, was nötig ist.
Deshlab bitten wir dich,
komm du selber zu uns
mit deinem Wort und deinem geist.
Gott, an diesem Morgen kommen wir zu dir
mit allem was wir sind, mit unserer Freude
und unsere Fragen, mit unserem Dank
und mit unseren Ängsten.
Wir bitten dich, nimm uns an wiewir sind,
bring zur Ruhe, was uns bedrängt,
heile, was zerbrochen ist,
sprich zu uns, weise uns den Weg,
Lass uns in deiner Nähe
die Geborgenheit erfahren,
die wir brauchen
um unseren Weg, um unsere Wege
getrost gehen zu können.